Zum Inhalt springen

Rückblick 2024

Nach kurzer Begrüßung durch Diözesanvorstandsmitglied Monika Hack und Hinweis auf Foto/Datenschutz begann Referentin Frau Dr. Gosebrink mit dem pfingstlichen Online-Bibelabend am 15.05.2024.

Der Ursprung unseres christlichen Pfingstfestes mit dem jüdischen Shavuot-Fest (Schawuot) wurde beleuchtet. Schawuot versinnbildlicht den Bund Gottes mit Israel am Sinai, mit der Gabe der Tora an das jüdische Volk. Außerdem steht es für die Getreideernte, vergleichbar mit unserem Erntedankfest, in Israel kann aufgrund des Klimas dort öfters im Jahr geerntet werden. Schawout heißt "Wochen" (7x7 plus 1 = 50 Tage nach Pesach) und wird über 2 Tage gefeiert, genauso wie bei uns Pfingsten (50 Tage nach Ostern). Die Tora wird an Schawuot mit Blumen und Zweigen geschmückt. Am ersten Tag werden Milchspeisen gegessen, da der Mensch die göttliche Weisung braucht wie Babys die Muttermilch. Zu Zeiten Jesu war Schawuot einer der drei Wallfahrtstage.
  
Danach wurde auf die Lesungen an Pfingsten (Vorabend und Sonntag) kurz eingegangen. Die im Vortrag behandelte Lesung aus Exodus verbindet das Judentum und Christentum miteinander, da in beiden Religionen an Pfingsten bzw. Schawout daraus gelesen wird.
Ex 19,6 = Der Berg steht als Symbol für Jerusalem, das auf dem Tempelberg steht. Es ist der gleiche Berg, auf dem Moses dem brennenden Dornbusch begegnet und die 10 Gebote empfängt. Die heutige Bedeutung des Berges Sinai kommt aus der christlichen Zeit, im Judentum ist die Benennung nicht so wichtig.
Vers 4: Die Adlerflügel sind vermutlich eher Geierflügel; die Geiermutter breitet ihre breiten Flügel über ihre Kinder zum Schutz aus > weibliches Bild für Gott
Vers 6: Königreich von Priestern und heiliges Volk: Priester im alten Orient bringen Opfer dar, sind quasi Kult- und Opferpersonal und werden zur Ehrung Gottes benötigt. Normale Menschen haben keinen Zutritt. Die Aussage, dass das ganze Volk Priester sind, war quasi eine Revolution, weil sie keine Amtspersonen mehr benötigen.
Vers 18-19: Gott kommt dem Menschen entgegen und spricht mit den Menschen, so dass sie ihn verstehen. > Jeder kann direkt mit Gott sprechen.
Aus diesem Verständnis ergab sich, dass die frühen Christen keine Tempel brauchten, sondern sich in Häusern trafen, da jeder die gleiche Stellung hat und alle direkt mit Gott sprechen können. Es braucht keinen abgesonderten Raum für Opfergaben oder priesterliche Rituale.
  
Im Neuen Testament sind alle Christen durch die Taufe ein königliches Priestertum (Petr 2,9-10). Es braucht keine besonderen Priester mehr, die Opfer bringen, da Jesus für uns sein Opfer gebracht hat. Im 1. Jahrhundert sind die Christen überzeugt, dass sie durch die Taufe direkten Zugang zu Gott haben, sie können sich direkt an Gott wenden und mit/zu ihm sprechen. Siehe hierzu die Bibelstelle bei der Salbung mit Chrisam nach der Taufe: Der allmächtige Gott (...) hat dir aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt. Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Christam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit.
Wenn Jesus Priester, König, Prophet ist und wir ein Teil von Jesus, sind auch wir Priester, König, Prophet!
  
Es entstand eine kurze Diskussion, warum die heutigen Priester, Bischöfe, der Papst zu ablehnend zum Frauenpriestertum stehen, wenn sie doch theologisch wissen (müssten), dass jede*r Priester, König, Prophet ist. Output: Wenn Frauen selbstbewusst als Priesterin/Königin/Prophetin auftreten, kann sich doch noch etwas ändern...
  
Zum Abschluss noch ein Gedanke von Frau Dr. Gosebrink an alle Teilnehmerinnen:
Wann fühlen wir uns als Priesterin / Königin / Prophetin?
Priesterin = Fachfrau die mit Gott kommuniziert / Fürbitte halten
Königin = spürt die eigene Würde
Prophetin = versteht und deutet die Zeichen der Zeit
  
Das Fazit daraus: Die Uridee aus dem Neuen Testament, dass jede*r Christ*in König*in/Priester*in/Prophet*in ist, ist älter als die spätere kirchliche Entwicklung mit den wieder eingeführten "Profi"-Priestern und Ämtern.
  
Die Veranstaltungsbegleitung dankte der Referentin Frau Dr. Gosebrink im Namen des KDFB Diözesanverband Eichstätt e. V. und den Teilnehmerinnen für das Dabeisein und wünscht Allen frohe Pfingsten.

Bericht und Bild: Monika Hack, Diözesanvorstandsmitglied